Floaten bei Angsstörungen – im Interview mit Carolina

October 02, 2024float team

      

Wir haben mit Carolina (30 Jahre) gesprochen. Sie studiert Neurowissenschaften und litt zwei Jahre an einer schweren Angststörung, die von etlichen Arztbesuchen und starken Medikamenten begleitet wurde. Im Interview erzählte sie uns, wie Floaten ihr geholfen hat, Schritt für Schritt den Weg zurück in ein normales Leben zu finden und welche Tipps sie für alle hat, die unter psychosomatischen Beschwerden leiden.

Wie sahen deine Beschwerden aus?

Es fing an mit Licht- und Lärmempfindlichkeit, begleitet von einem dumpfen Gefühl auf der oberen Kopfseite. Dann kam starker Schwindel hinzu und alles, was ich sah, bewegte sich mit, sodass ich nur noch mit Mühe geradeaus laufen konnte.

Irgendwann fing ich an auch unter Sehstörungen zu leiden; mein komplettes Gesichtsfeld drehte sich im halben Sekundentakt im Kreis bis etwa zwanzig Uhr, dann startete es wieder von vorne.

Dazu begleitete mich stets ein mulmiges Bauchgefühl, sodass ich nichts essen oder trinken konnte und ich selbst dann erbrechen musste.

Anfangs hatte ich ganz plötzlich diese Beschwerden etwa ein bis zwei Mal im Monat, dann ein Mal die Woche, und irgendwann war ich so weit, dass die Symptome täglich auftraten und über den kompletten Tag hin andauerten. Meistens blieb mir nichts anderes übrig, als im Bett zu bleiben.

Anfangs hatte ich ganz plötzlich diese Beschwerden etwa ein bis zwei Mal im Monat, dann ein Mal die Woche, und irgendwann war ich so weit, dass die Symptome täglich auftraten und über den kompletten Tag hin andauerten.

Meistens blieb mir nichts anderes übrig, als im Bett zu bleiben. Ich traute mich überhaupt nicht mehr raus aus dem Haus. Wenn ich arbeiten musste, gab ich zwar mein Bestes irgendwie durchzuhalten, es war aber sehr anstrengend und unangenehm.

 

Welche Maßnahmen hast du in der Vergangenheit ergriffen?

Zu viele. Von etwaigen regelmäßigen Arztbesuchen (Neurologe, Kardiologe, Orthopäde, HNO, Psychologen) bis hin zu mehreren fMRT und Therapien war alles dabei.

Das Einzige, das mir als Letztes verschrieben wurde, ich mich aber wegen der Risiken nicht getraut habe, ist eine Lumbalpunktuation.

Davor ging ich in verschiedene Arten von Physio- und Psychotherapie, übte mich in autogenes Training, nahm wie vom Arzt verschrieben hochdosiert Magnesium (da er Verdacht auf vestibuläre Migräne hatte) und änderte meine Ernährung.

Man verschrieb mir hochdosiert Magnesium, Histaminblocker, sehr starke Schmerzmittel und Tabletten gegen Migräneübelkeit. Diese Dosis wurde kontinuierlich und erfolglos erhöht.

Da dies alles auch nach Monaten nicht half, verschrieb man mir Histaminblocker, sehr starke Schmerzmittel (so stark, dass sie nicht frei verkäuflich in der Apotheke sind und auch nur im dreier-Pack mit Rezept erworben werden können) und Tabletten gegen Migräneübelkeit.

Auch dies führte nach mehreren Monaten der Beobachtung zu keiner Linderung oder Besserung. Zum Schluss nahm ich weitere Tabletten ein, die hauptsächlich bei einer Chemotherapie genommen werden müssen.

Diese Dosis wurde kontinuierlich und erfolglos erhöht.

 

Wie hast du dich gefühlt, bevor du zu Floaten angefangen hast?

Ich fühlte mich ausgelaugt, hatte keine Energie und keinen Elan mehr. Ich konnte und wollte nichts mehr, außer im Bett zu liegen und meine Augen zu schließen, damit alles etwas erträglicher wird.

Ich empfand eine innere Unruhe und das ganze Tablettenschlucken, dass auf lange Sicht nicht gesund war, hatte ich satt.

Jede Nacht hatte ich Angst davor, am nächsten Tag wieder mit denselben Symptomen aufzuwachen oder, dass sie mitten am Tag eintreten und ich mal wieder nicht am Alltag teilnehmen konnte.

Doch zugleich hatte ich auch einen Funken Hoffnung, dass es doch etwas geben muss, dass mich aus dieser Situation befreit oder ein Stück weit lindert.

Ich hoffte irgendwann etwas derartiges zu finden, das mich rettet. Ich hoffte, dass das Floaten diese unerwartete Rettung wäre.

 

Wie kamst du zum Floaten?

Dadurch, dass ich als Servicekraft im Float Stuttgart arbeite, sah ich, wie viele stressbelastete Kunden wie fast neugeboren aus dem Floaten kamen.

Viele erzählten, dass Floaten für sie der Rückzug ist, um nicht am Stress zu ersticken. Mittlerweile gibt es immer mehr Studien zu den medizinischen Effekten und Chancen, die das Floaten bietet.

Da ich Neurowissenschaften studiere habe ich bereits ein Recht gutes Grundverständnis für den Körper. Ich las mich also mehr in die Forschung ein und verstand, was die Floatumgebung mit dem Gehirn überhaupt macht: verständlich gesagt wird das Gehirn beim Floaten resettet, der aufgestaute Stress aufgelöst.

Die reizarme Umgebung ist dafür einzigartig. Wenn es eine Sache gab, die ich von den ganzen Ärzten ständig hörte, dann, dass die Symptome sehr sicher stressinduziert seien. Ich hatte also nichts zu verlieren und probierte es aus.

 

 

Hattest du Zweifel oder Ängste, bevor du das Floaten ausprobiert hast?

Da bislang nichts von dem, was mir die Ärzte empfohlen hatten, genutzt hat, war ich schon etwas stutzig. Ich zweifelte ein wenig daran: warum sollte mir ausgerechnet das Floaten helfen?

Ängste empfand ich allerdings keine, da Floaten im Vergleich zu all den anderen Behandlung, die ich hatte, ja überhaupt keine Nebenwirkung hat.

 

Wie häufig warst du Floaten?

Ungefähr fünf Mal. Zuerst ein Mal wöchentlich. Nach dem vierten Mal wartete ich zwei Wochen ab, da sich die Symptomatik besserte. Als diese wieder auftraten, ging ich noch ein Mal Floaten.

 

Wie schnell ergaben sich erste Veränderungen nach dem Floaten?

Unmittelbar nach dem Floaten waren die Sehstörungen (hatte ich immer, wenn ich Floaten ging) weg, zumindest für den restlichen Abend.

Nach dem zweiten Mal erfreute ich mich bereits über einen Rückgang der Symptome: anstatt jeden Tag damit zu leben, hatte ich in der Woche etwa zwei symptomfreie Tage.

Anstatt jeden Tag damit zu leben, hatte ich in der Woche etwa zwei symptomfreie Tage. Mit dem dritten Float wurden die Abstände, in denen die Symptome eintraten, noch größer.

Mit dem dritten Float wurden die Abstände, in denen die Symptome eintraten, noch größer. Teilweise konnte ich schon drei Tage ohne Sehstörungen aus dem Haus, ich konnte wieder normal an der Uni teilnehmen und sogar lernen.

Nach dem vierten Mal war ich über eine ganze Woche lang beschwerdefrei.

Seit dem letzten Mal trat die Symptomatik dann überhaupt nicht mehr auf. Nach über einem Jahr voller Qualen, konnte ich innerhalb von etwas weniger als zwei Monaten endlich wieder am normalen Alltag teilnehmen.

Nach über einem Jahr voller Qualen, konnte ich innerhalb von etwas weniger als zwei Monaten endlich wieder am normalen Alltag teilnehmen.

 

Gab es einen bestimmten Moment, an dem du eine deutliche Verbesserung bemerkt hast?

Ja. Ich glaube, es muss beim vierten Mal gewesen sein, als ich floaten war. Normalerweise habe ich währenddessen den Tinnitus, den ich auf beiden Ohren habe, schon sehr stark gehört. Seit diesem Tag hat es mich jedoch plötzlich überhaupt nicht mehr gestört. Ich fing an mich zu fühlen, als wäre ich im Halbschlaf.

Als ich vom Floaten rauskam, fühlte ich mich nicht nur körperlich erleichtert, sondern ich merkte auch, wie sich mein Kopf innerlich unbeschreiblich leicht anfühlte.

Als ich vom Floaten rauskam, fühlte ich mich nicht nur körperlich erleichtert, sondern ich merkte auch, wie sich mein Kopf innerlich unbeschreiblich leicht anfühlte.

Ich hatte kein komisches bedrückendes Gefühl mehr. Es war fast so, als sei mein Kopf plötzlich wunderbar leer.

 

Welcher Vorteil des Floatens hat dir am meisten geholfen?

Ich glaube, das Gefühl des Schwebens, als würde man sich mitten im Weltall befinden, ist das, was mich während dem Floaten am meisten beruhigt hat. Obwohl ich währenddessen stets die Musik ausgeschaltet habe, habe ich nie vollkommene Stille erlebt – sei es der Tinnitus in den Ohren oder der schnelle Herzschlag, den ich gehört habe.

Während dem Zustand des Schwebens jedoch habe ich beides bewusst wahrnehmen können, ohne in Unruhe zu verfallen und mich gut damit abgefunden, bis das Piepsen im Ohr leiser wurde und auch mein sonst schneller Puls hörbar langsamer wurde.

Diese Ruhe hat mich auch beim Aussteigen aus dem Float begleitet und das Gefühl gegeben, dass alles gut wird.

Wenn ich heute im Alltag merke, dass ich innerlich unruhig werde, versuche ich mich, wenn möglich, für ein paar Minuten hinzusetzen. Dann schließe ich die Augen und stelle mir vor, dass ich gerade im Becken liege. Dieses positive Gefühl hat sich so stark in meine Erinnerung eingeprägt, dass allein daran zu denken mich oft wieder etwas in Ruhe versetzt.

Wenn ich heute im Alltag merke, dass ich innerlich unruhig werde, versuche ich mich, wenn möglich, für ein paar Minuten hinzusetzen.

Dann schließe ich die Augen und stelle mir vor, dass ich gerade im Becken liege. Dieses positive Gefühl hat sich so stark in meine Erinnerung eingeprägt, dass allein daran zu denken mich oft wieder etwas in Ruhe versetzt.

 

Wie geht es dir mit den Beschwerden heute im Alltag? In der Uni? Wie ist deine Konzentration?

Seit Ende Februar, also nun ungefähr sechs Monaten, bin ich ohne jegliche Beschwerden wieder voll im Alltag drin. Für mich ist es ein echtes Wunder, wieder „normal“ Leben und Erleben zu können und ich bin unendlich dankbar dafür.

In den letzten zwei Jahren habe ich leider auch in der Uni viel einstecken müssen, da ich oft nicht zum Unterricht laufen konnte, geschweige denn in den Vorlesungen etwas an der Tafel erkennen konnte, da sich alles drehte.

Ein paar Mal habe ich sogar Prüfungen abbrechen müssen, da ich in dem wirren Zustand, in dem ich mich oft befand, nichts ging. Manchmal verstand ich auch Zusammenhänge nicht, die eigentlich gut verständlich zu sein schienen, egal wie sehr ich mich in die Materie vertiefte.

Ich hatte einfach keine Kapazität zum Nachdenken, mein Gehirn war komplett blockiert.

Im letzten halben Jahr habe ich endlich wieder Vollgas geben können: Vieles, das ich zuvor nicht richtig verstand, erscheint nun eindeutig und leicht verständlich. Ich kann mir Inhalte deutlich besser merken und werde vor allem nicht mehr so schnell müde vom Lernen im Vergleich zum Jahr davor.

Vor allem aber kann ich endlich wieder regelmäßig zur Uni gehen, Vorträge halten ohne Schwindel und mit meinen Kommilitonen in der Mittagspause essen und reden, anstatt aus Angst nach Hause zu gehen.

 

Was würdest du anderen Menschen mit ähnlichen Beschwerden empfehlen?

Auf seinen Körper und seine Seele zu hören und sie ernst zu nehmen. Sich eine Auszeit zu erlauben, auch wenn man sicher oft viel um die Ohren hat. Beschwerden können oft Warnzeichen sein, wenn man sein Limit erreicht hat.

Panik- oder Angststörungen entstehen dann ganz schnell. Oft sind einem die Auswirkungen überhaupt nicht bewusst. Die Gründe, weshalb sich Stress im Unterbewusstsein ansammelt und letztendlich auch physisch manifestiert, sind sehr vielseitig.

Hat man erst verstanden, wieso man möglicherweise Symptomatiken entwickelt hat, kann man einfacher dagegen steuern.

Auf seinen Körper und seine Seele zu hören und sie ernst zu nehmen. Sich eine Auszeit zu erlauben, auch wenn man sicher oft viel um die Ohren hat. Beschwerden können oft Warnzeichen sein, wenn man sein Limit erreicht hat. 

 

Gibt es Aspekte des Floatens, die du vorher nicht erwartet hast, die Dich aber überrascht haben?

Ja, durchaus. Das Floaten ist ein sehr sicherer Rückzugsort. Es bringt einen nicht nur körperlich in einen gelassenen Zustand, sondern auch geistig.

Man lässt locker und begegnet Druck im Alltag viel differenzierter. Dass diese Ruhe auch noch zwei Tage später anhält und nichts mehr meine gute Laune vermiesen konnte, das habe ich nie erwartet.

Abgesehen davon hat die Salzsole auch super gegen die Schuppenflechte, die ich habe, geholfen. Viel effektiver und vor allem natürlicher als jegliche Kortison Salben, die ich sonst benutzen musste. Eine Zeit lang hatte ich auch diesbezüglich keinen Rückfall mehr. 

Hast du das Gefühl, dass Floaten auch präventiv wirken kann, um zukünftige Beschwerden zu verhindern?

In jedem Fall! Am besten lässt man es gar nicht erst so weit kommen, dass Symptomatiken auftreten. Oft überschätzen wir, wieviel wir aushalten können.

Selbst wenn wir uns körperlich fit fühlen, kann es sein, dass unser Gehirn das Belastungslimit langsam erreicht.

Stress ist ja vor allem ein unterbewusster Ablauf. Deshalb sollte jeder hin und wieder sich und seinem Gehirn – das wir so dringend brauchen – den Gefallen tun, es zu entlasten.

Stress ist ja vor allem ein unterbewusster Ablauf. Deshalb sollte jeder hin und wieder sich und seinem Gehirn – das wir so dringend brauchen – den Gefallen tun, es zu entlasten.

Floaten ist dafür ideal, da es den Körper Stück für Stück auf Werkeinstellung setzen kann, ehe es zu einem Systemfehler kommt.

Im Prinzip kann man das Gehirn mit einem Computer vergleichen, der bei zu hoher Speicherauslastung immer langsamer wird, bis er sich aufhängt. Diesen Speicher muss man dann wieder mühsam frei legen.

Im Prinzip kann man das Gehirn mit einem Computer vergleichen, der bei zu hoher Speicherauslastung immer langsamer wird, bis er sich aufhängt. Diesen Speicher muss man dann wieder mühsam frei legen.

Hat man die Beschwerden dank dem Floaten überwunden, hilft das schwerelose Schweben von Zeit zu Zeit, damit die Symptome nicht wieder auftauchen oder in der Schwere geringer bleiben.

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Wir bedanken uns für das Interview und deine Offenheit. Float Stuttgart

 

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